Elterliche Glücksspielproblematik: rund 600.000 Minderjährige in Deutschland betroffen

Expert:innen unterstreichen die Dringlichkeit, Kinder von Eltern mit Glücksspielsucht als besonders vulnerable Gruppe in der Versorgung und Prävention stärker zu berücksichtigen.
Nach aktuellen Hochrechnungen des IFT Institut für Therapieforschung München, basierend auf den Daten des bevölkerungsrepräsentativen Glücksspielsurveys 2023, haben in Deutschland zwischen 574.000 und 605.000 Minderjährige mindestens einen Elternteil mit einer Glücksspielstörung. Das entspricht etwa einem von 20 Minderjährigen. Rund 85 Prozent dieser Kinder und Jugendlichen leben gemeinsam mit dem betroffenen Elternteil im selben Haushalt. Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG): “Die Zahlen sind erschreckend und zeigen, dass es in diesem Bereich großen Handlungsbedarf gibt.”
Eltern mit einer Glücksspielstörung sind im Vergleich zu Eltern ohne diese Problematik im Durchschnitt jünger, häufiger männlich und leiden überdurchschnittlich oft unter riskantem Alkoholkonsum und psychischen Belastungen. Nina Stefan, Erstautorin der Studie, stellt klar: “Diese Faktoren kumulieren und erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Kinder und Jugendlichen zusätzlich.”
Studienleiterin PD Dr. Larissa Schwarzkopf zieht eine klare Bilanz: “Diese Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit, Kinder von Eltern mit Glücksspielsucht als besonders vulnerable Gruppe in der Versorgung und Prävention stärker zu berücksichtigen. Insbesondere sollten systemische Betreuungs- und Therapieansätze entwickelt werden, die sowohl die erkrankten Eltern als auch deren Kinder adressieren.” Ein besonderes Augenmerk sollte dem Forschungsteam zufolge dabei jenen Kindern gelten, die nicht mit dem betroffenen Elternteil zusammenleben, weil sie häufig weniger im Fokus der klassischen Suchthilfe stehen, aber ähnliche Belastungen erfahren.
Landgraf: “Die LSG engagiert sich bereits seit Jahren für Kinder und Jugendliche aus glücksspielsuchtbelasteten Familien. Unser Ziel ist es, Betroffene zu stärken und Eltern, Fachkräfte sowie Selbsthilfeakteure zu sensibilisieren.” Speziell für Kinder hat die LSG zum Beispiel das Kinderbuch Mein Papa, die Unglücksspiele und ich veröffentlicht. Das Thema Glücksspielsucht ist in eine spannende Familiengeschichte eingebettet und bietet zahlreiche Sachinformationen zur Glücksspielsucht und praktische Tipps für Kinder und Erwachsene. Ergänzend dazu gibt es eine Arbeitshilfe zur Unterstützung von Kindern aus glücksspielsuchtbelasteten Familien für pädagogische Fachkräfte sowie Unterrichtsmaterialien. Ein weiteres Hilfeangebot: Die Website Gamblerkid bietet Jugendlichen Informationen und Unterstützung per Live-Chat. Und schließlich erhalten Betroffene und Angehörige umfassende Hilfe von den Fachstellen Glücksspielsucht und den Suchtberatungsstellen des Kompetenznetzwerks der LSG – auch zu den Themen Elternschaft und den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen.
Die vollständigen Studienergebnisse sind aktuell im Fachjournal BMC Public Health veröffentlicht (Stefan et al., 2025, DOI: 10.1186/s12889-025-23520-7).
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Die Landesstelle Glücksspielsucht koordiniert bayernweit Prävention, Forschung, Beratung und Hilfe rund um das Thema pathologisches Glücksspielen. Sie besteht seit Juni 2008 und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention finanziert. Kooperationspartner sind die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS gGmbH, der Betreiberverein der Freien Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern für die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern e.V. und das IFT Institut für Therapieforschung München. Die LSG arbeitet fachlich unabhängig und ist nicht weisungsgebunden.
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