Herbert-Stiller-Preis für tierversuchsfreie Forschung geht an Uni Greifswald

Aussichtsreiche In-vitro-Forschung: Blasenkrebs-auf-dem-Chip-Modell
Ärzte gegen Tierversuche fördert innovatives Blasenkrebs-auf-dem-Chip-Modell
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) hat gestern Dr. Pedro Caetano Pinto von der Universitätsmedizin Greifswald mit dem diesjährigen Herbert-Stiller-Preis für exzellente tierversuchsfreie Forschung ausgezeichnet. Dr. Pinto erhält den mit 20.000 Euro dotierten Preis für sein innovatives Projekt, in dem ein menschliches Blase-auf-dem-Chip-Modell zur Erforschung von Blasenkrebs entwickelt wird. Dieser Ansatz bietet ein dringend benötigtes, tierfreies Forschungsmodell, das im Gegensatz zu den üblichen, besonders leidvollen Tierversuchen humanbasiert ist. Die feierliche Preisverleihung fand in Greifswald statt.
Der Herbert-Stiller-Preis
Der alle zwei Jahre vergebene Herbert-Stiller-Preis würdigt herausragende, innovative Forschungsarbeiten, die ausschließlich mit tierfreien, humanbasierten Materialien und Methoden entscheidende Impulse für die medizinische Forschung setzen. Er ist mit 20.000 Euro dotiert und wird durch eine zweckgebundene Spende finanziert. Namensgeber ist der Gründervater von Ärzte gegen Tierversuche, der Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Dr. Herbert Stiller (1923-1985).
Innovatives Modell für die Blasenkrebsforschung
Blasenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Urogenitalsystems. Fortschrittliche Therapiemöglichkeiten und ein besseres Verständnis des Krankheitsverlaufs sind essenziell für die Patientinnen und Patienten. Bislang kamen in der Blasenkrebsforschung meist Nagetiere zum Einsatz – obwohl diese die menschliche Krankheit nicht widerspiegeln und die Tests mit erheblichem Tierleid verbunden sind. Allein zwischen 2020 und 2024 wurden in Deutschland fast 9.000 Tiere für Blasenkrebsforschung verwendet.
Das ausgezeichnete Projekt zielt darauf ab, erstmals ein Blasenmodell zu schaffen, das mit seiner dreischichtigen Struktur – bestehend aus Epithel, Bindegewebe und Muskulatur – das menschliche Blasengewebe nachbildet. Das Modell verwendet ausschließlich menschliche Zellen und tierfreie Materialien. Es erlaubt die detaillierte Untersuchung von Tumorwachstum und -metastasierung, Immunsysteminteraktionen sowie die Testung neuer Therapien. So können Wirkstoffe präzise und patientenrelevant getestet und das Modell auch personalisiert eingesetzt werden, z.B. mit Zellen einzelner Patientinnen und Patienten.
Preisverleihung in Greifswald
Im Rahmen der Preisverleihung würdigten Dr. Katharina Feuerlein, Vorstandsmitglied von ÄgT, und Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei ÄgT und Jurymitglied für den Herbert-Stiller-Preis, das außergewöhnliche Engagement von Dr. Pinto für die Entwicklung moderner, nachhaltiger Forschung.
“Das Projekt von Dr. Pinto zeigt eindrucksvoll, dass medizinischer Fortschritt und Tierschutz kein Widerspruch sein müssen”, sagt Dr. Katharina Feuerlein. “Mit dem neuen Blasen-auf-dem-Chip-Modell können potenziell weltweit unzählige Tiere vor grausamen Experimenten bewahrt werden – und Patienten profitieren gleichzeitig von wissenschaftlich besseren und sichereren Ergebnissen.”
“Tierversuche sind trotz klarer ethischer und wissenschaftlicher Einschränkungen die Standardmethode zur Erforschung von Blasenkrebs. Unser menschliches Blase-auf-dem-Chip-Modell wird eine Möglichkeit bieten, um Ratten und Mäuse in Studien zu Blasenkrebs vollständig zu ersetzen. Aus technischer Sicht wird unser Modell so entwickelt, dass eine einfache Implementierung, benutzerfreundliche Bedienung und Kosteneffizienz gewährleistet sind, um die Akzeptanz durch Forscher zu erleichtern, die auf Tierversuche verzichten möchten”, erklärt der Preisträger Dr. Pedro Pinto.
Die moderne, menschenorientierte, tierversuchsfreie Forschung bietet ein enormes Potenzial, Krankheiten besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. Leider fehlt es jedoch weiterhin an angemessener öffentlicher Förderung – in Deutschland fließt weniger als ein Prozent der staatlichen biomedizinischen Forschungsförderung in diese zukunftsweisenden Projekte.
“Mit dem Herbert-Stiller-Preis können wir nur einen kleinen Teil dieser dringend notwendigen Forschung ermöglichen, deren Finanzierung Aufgabe des Staates sein sollte”, bemerkt Dr. Dilyana Filipova. “Bei jeder Preisausschreibung erreichen uns zahlreiche herausragende Bewerbungen – es gibt viele weitere engagierte Forscherinnen und Forscher mit innovativen Projekten, die ebenfalls eine Förderung oder Auszeichnung verdient hätten. Wir appellieren daher eindringlich an öffentliche Forschungsförderstellen, deutlich mehr dieser exzellenten, humanbasierten Projekte zu unterstützen.”
Weitere Informationen
ÄgT-Wissenschaftspreise (Übersicht) >>
Forschungsförderung in Deutschland. Ärzte gegen Tierversuche, Pressemitteilung, 02.09.2025 >>
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“Medizinischer Fortschritt ist wichtig – Tierversuche sind der falsche Weg!” – Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin – eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.
Pressekontakt:
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
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