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Schritt für Schritt raus aus der Krise

Vertreter der DEHOGA Lübeck schilderten dem Bundespräsidenten ihre Erfahrungen und die Auswirkungen der Pandemie auf Tourismus, Hotellerie und Gastronomie in der Region

Schritt für Schritt raus aus der Krise

Sie tauschten sich über die Auswirkungen der Pandemie auf die Tourismus- und Gastronomie-Branche in Lübeck aus (v.l.): Birgitt Büchner (Hotelleiterin Hotel Jensen Lübeck), Christian Schmidt (DEHOGA-Ausbildungswart und Direktor Holiday Inn Lübeck), Elke Bü (Bildquelle: DEHOGA Lübeck)

Wie hat die Corona-Krise eine ganze Branche getroffen? Was haben die vergangenen Monate in den Menschen in Lübeck und dem Umland ausgelöst, die mehrheitlich vom Tourismus, der Hotellerie und Gastronomie leben und zum „Nichtstun“ verurteilt waren? Bei einer Wanderung unter dem Titel #schrittfürschritt und einem Mittagessen im Waldhotel Müggenbusch schilderten Vertreter der DEHOGA Lübeck dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ihre ganz persönlichen Erfahrungen in der Pandemie und ihre Wünsche für die Zukunft – mit Fakten fundiert, oft in der Sache kritisch und manches Mal begleitet von Emotionen. 
„Die Stimmung beim Tischgespräch war geprägt von sehr viel Empathie durch den Bundespräsidenten und seine Frau, die sehr interessiert an unseren Erfahrungen waren“, resümierte der DEHOGA-Kreisvorsitzende Frank Denker nach dem Treffen, an dem auch der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Daniel Günther teilnahm. Selbst die kritischen Töne wurden dankbar angenommen. So wies Frank Denker auf den meist zu kurzfristigen und unvollständigen Informationsfluss von Seiten der Politik und der Entscheidungsträger in der Krise, wie erst jüngst bei der Wiedereröffnung der Außengastronomie, hin. „Auch die für uns alle so überlebenswichtigen Überbrückungshilfen gestalteten sich – insbesondere in der Antragstellung – oft zu kompliziert, so dass selbst gestandene Steuerberater Schwierigkeiten hatten“, betonte der langjährige DEHOGA-Kreisvorsitzende gegenüber dem Bundespräsidenten. 
Hilfreich auf dem Weg durch die Krise empfand Birgitt Büchner, Hotelleiterin Hotel Jensen Lübeck, das Instrument des Kurzarbeitergeldes (KUG), dass Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichermaßen geholfen hat. „Dennoch haben die 60 beziehungsweise 67 Prozent des Nettogehaltes am Anfang gerade gereicht, um die laufenden Kosten zu decken, jedoch für den Lebensmitteleinkauf blieb da nicht mehr viel übrig“, erklärte die Hotelleiterin. Sie regte an, für ihre Branche beim Auslaufen des KUGs eine Art dreimonatiges Saison-KUG einzuführen. Damit könnte der Unternehmer diese Monate individuell einsetzen, je nachdem, wo bei ihm der saisonale Umsatzeinbruch ist. 
Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass der so genannte „Progressionsvorbehalt“ im Steuerrecht viele Mitarbeiter in existentielle Bedrängnis bringen könnte, da am Jahresende ihr Kurzarbeitergeld zum Jahreseinkommen hinzugerechnet werde. Daraufhin sicherte der Bundespräsident zu, die Thematik mit dem Bundesfinanzministerium zu erörtern.
Als Kreisausbildungswart und Hoteldirektor des Holiday Inn Lübeck sprach Christian Schmidt mit dem Bundespräsidenten über die Situation der Auszubildenen in der Corona-Zeit.  „Viele finanziell stark angeschlagenen Betriebe mussten sogar ihre Azubis in Kurzarbeit schicken und konnten keine regelmäßigen operativen und fachbezogenen Schulungen im Hotel oder Restaurant durchführen“, sagte Christian Schmidt. „Wie soll ein Koch-Azubi sein Handwerk lernen, wenn er ein Jahr lang nur Fachtexte und Videos über das Kochen erhält und keinerlei praktische Erfahrung in der Zubereitung hat?“ So sprechen Branchenkenner schon von einem verlorenen Jahrgang. „Die Hotellerie und Gastronomie leidet seit langem unter dem Fachkräfte-Mangel und nun fehlt dem Nachwuchs auch noch das Wissen. Das wird nun eine Mammut-Aufgabe, vor der wir alle stehen“, betont der Hotelier, der auch auf die bereits stattgefundene Abwanderung von Mitarbeitenden in andere Branchen hinwies. „Nicht nur die Verminderung des Arbeitslohnes durch das Kurzarbeitergeld war für die Mitarbeiter ein schwerer Schlag, sondern auch der Wegfall aller Trinkgelder.“
Bei der anschließenden Wanderung konnte der Barbetreiber Clemens Dietrich den Bundespräsidenten auch für die Anliegen der „Deutschen Barkeeper Union e. V.“ sensibilisieren. Mit Interesse und Erstaunen nahm Frank-Walter Steinmeier dabei zur Kenntnis, dass eine Kollegin von Dietrich bisher mit Bitten um einen Austausch mit der Branche und Vorschlägen für Lösungen im politischen Berlin auf wenig Gehör gestoßen ist. Ilona Jarabek, Geschäftsführerin MUK Lübeck, brachte dem Bundespräsidenten bei dem Spaziergang hingegen die besondere Situation der Veranstaltungsbranche im Lübecker Raum näher und zog später ein positives Resümee. „Aus meiner Sicht ist es eine wunderbare Idee, beim Wandern mit Menschen ins Gespräch zu kommen, Sorgen, Nöte, aber auch Dankbarkeit zu teilen“ erklärte Ilona Jarabek. „Unsere Branche bringt Menschen zusammen und das wollen wir auch bald wieder tun! Perspektiven sind daher für uns wichtig. Auch wenn – wie bei meinen Kollegen – der Fachkräftemangel eine besondere Herausforderung für uns werden wird, bleiben wir optimistisch.“
Mit verschiedenen Wanderungen möchte der Bundespräsident in diesem Frühsommer die Menschen ermuntern, wieder das Gespräch miteinander zu suchen, vor allem dort, wo in der Pandemie Gräben entstanden sind. Der Bundespräsident sagt: „Die Wunden der Pandemie zu heilen, das wird länger dauern. Es ist Zeit, wieder zueinanderzukommen und alte Bande neu zu knüpfen. Wenn wir wieder näher zusammenkommen wollen, dann müssen wir gehen, gemeinsam gehen, Schritt für Schritt.“ 

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