Drei Tipps zu Frauen, Macht und Karriere für Kanzler Merz

Oder: Wie wir unsere Wirtschaft stark machen
Vielleicht ist es an der Zeit, doch mal genauer hinzuschauen, was unser aktueller Bundeskanzler, Herr Merz, so an Familiengeschichte mit bringt.
Nicht, weil es ihm vorzuwerfen wäre. Für seine Vorfahren kann man nichts. Aber vielleicht, um doch besser zu verstehen, welchen Einflüssen er sich vielleicht noch nicht so ganz entzogen und welches Verständnis er von Frauen, Macht, Führung und möglichen Karrieren hat.
Vielleicht lohnt ein Blick in die Familiengeschichte des Bundeskanzlers, um zu verstehen, wie es zu einer rein männlichen Besetzung seines unmittelbaren Umfelds im Kanzleramt kommen kann. Oder wie es zu ungebetenen und unangemessenen Netzwerktipps für Frauen kommen kann, wenn er als Redner eine Keynote bei der “Initiative Chef:innensache” hält.
Josef Paul Sauvigny, der Großvater von Friedrich Merz (https://taz.de/Friedrich-Merz-und-sein-Naziopa/!6086702/), war seit dem 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP. Gestellt hatte er seinen Mitgliedsantrag schon sehr viel früher. In seiner Personalakte heißt es, er habe sich als SA-Mann eifrig betätigt und unterstützte die NSDAP “nach Möglichkeit”. Herr Sauvigny war bis 1937 Bürgermeister von Brilon.
Der Führer, also der damalige Reichskanzler, und damit alle, die ihm folgten, hatte unter anderem einen klaren Fokus: Frauen vor allem auch aus juristischen Berufen auszuschließen. Und das wurde mit Fleiß befolgt. Frauen wurden einfach nicht mehr zu juristischen Berufen zugelassen. Das erfolgte ohne jede Rechtsänderung, rein faktisch. Diese stille Diskriminierung erfolgte, indem Frauen zunächst nicht mehr zum notwendigen anwaltlichen Probedienst zugelassen wurden. Über die Zulassung hatte der Reichsjustizminister zu entscheiden und er gab seine Zustimmung – unter Berufung auf den Willen des Führers – prinzipiell nicht. In einem Schreiben vom 16. September 1936 teilte der Reichsjustizminister mit, der Führer und Reichskanzler habe entschieden, “daß in Zukunft Frauen zum Richteramt und zum Anwaltsberuf nicht mehr Zugang finden sollen”.
Für dieses Handeln gab es keine Rechtsgrundlage. Hatte man für die übrigen Beschränkungen und Diskriminierungen in der Berufsausübung (“Nichtarier”, Kommunisten) immer noch den Anschein einer gewissen Legalität zu wahren gesucht, so machte man sich für die Diskriminierung der Frauen nicht einmal mehr diese Mühe. Der Wille des Führers als “Gesetz” reichte aus. Es gab keine Möglichkeit, sich gegen eine solche Behandlung zu wehren, keine Rechtsmittel, keine Kontrolle. Unter den zahlreichen Diskriminierungen, die der NS-Staat vornahm, war die der berufstätigen Frauen gekennzeichnet durch besondere Konsequenz.
Deutschland belegt, wenn es um Fragen der Gleichstellung und vor allem um Frauen in echten Entscheiderpositionen geht, im europäischen und internationalen Vergleich nach wie vor schlechte Plätze.
Für das, was Frauen aber an Wirtschaftskraft bringen könnten, lohnt sich ein Blick in eine Studie von McKinsey: wenn Europa es schafft, den Anteil von Frauen nur in der Tech-Branche bis 2027 von jetzt 22 Prozent auf etwa 45 Prozent zu heben oder in ganzen Zahlen circa 4 Millionen zusätzliche Frauen in dieser Branche arbeiten würden, dann kann das zu einem Anstieg des BIP von mindestens 260 Milliarden um bis zu 600 Milliarden Euro führen.
Wir sollten allerdings noch aus anderen Gründen Frauen als Erfolgsfaktor für unsere Gesellschaft sehen.
Der zentrale Aspekt ist hier: Macht. Und zwar sind der Umgang mit Macht und das Verständnis von Macht dabei entscheidend und Frauen spielen hier eine wichtige Rolle, wenn es um einen konstruktiven und zukunftsweisenden Umgang mit Macht geht.
Daher jetzt drei Tipps, die unseren Bundeskanzler vielleicht interessieren sollten:
In Deutschland trägt eine Vielzahl von Faktoren zu dem Umstand bei, das wir sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft nach wie vor wenig Frauen an hohen Führungspositionen finden. Neben strukturellen Problemen ist ein entscheidender Aspekt, dass Frauen ein anderes Verständnis von Macht haben. Sie gehen in der Regel an das Thema Macht anders heran, gerade auch dann, wenn es darum geht, Führung zu übernehmen.
Tipp Nummer 1:
Frauen haben die Tendenz, zu bewahren. Nicht unbedingt Traditionen, sondern es geht ihnen um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und die Gestaltung einer sozialen Gesellschaft.
Tipp Nummer 2:
Dann bringen Frauen in ihre Führung gerne ganzheitliches Denken ein und streben in diesem Sinne nach Verbundenheit. Frauen sind eher in der Lage in Sowohl-Als-Auch Kategorien zu denken als nur ein Entweder-Oder zu zulassen. Allein die Notwendigkeit, Care-Arbeit und Job unter einen Hut zu bringen bedingt ein Denken im Sowohl-Als-Auch, möchte Frau Karriere machen.
Tipp Nummer 3:
Auch wenn es um Wachstum geht, nehmen Frauen eine andere Perspektive ein. Für sie steht eher der Aspekt von Vernetzung im Mittelpunkt und nicht unbedingt das Höher-Schneller-Weiter. Sie denken gerne noch einen Schritt weiter, auch wenn es um Innovation geht: Was bedeutet es für die Gesellschaft, welche Auswirkungen hat es auf den Planeten sind beispielsweise Fragen, die Frauen sich gerne stellen.
Die Lister weiblicher Führungsqualitäten kann noch sehr viel länger fortgeführt werden. Die mitreißende Rednerin Dr. Caroline Dostal zeigt in ihrer Keynote zu Frauen. Macht. Karriere (https://redner-politik-macht-freiheit-demokratie.de/keynote-frauen-macht-leadership-karriere-konflikt-fuehrung/) unterhaltsam und anschaulich, was weibliche Führung an positivem Output mit sich bringt. Dabei geht es beim Thema weiblicher Führung, Leadership und Karriere nicht darum, den Konflikt zwischen den Geschlechtern zu verschärfen oder Machtkämpfe auszufechten. Wollen wir aber zukunftsweisend unsere Gesellschaft weiter entwickeln, dann sollte uns klar sein, dass Wachstum vor allem auch immer Vernetzung heißt. Im Sinne konstruktiver Machtausübung sollte es daher darum gehen, die besten Führungsqualitäten dort zu versammeln und Synergien dort zu erzeugen, wo es unserer Gesellschaft am besten dient und wo weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Es kann gerade nur darum gehen, Brücken zu bauen und die bestehenden Konflikte zu befrieden.
Wichtig gerade vor dem Hintergrund unsere Vergangenheit ist eine wesentliche Erkenntnis: es gibt keinen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Führungspotenzial. Frauen können und wollen führen, das steht außer Frage. Und wenn wir als Gesellschaft in Top-Führungspositionen auf Frauen verzichten, verzichten wir schlicht auf top-qualifizierte und talentierte Führungskräfte.
Die Herausforderungen werden nicht kleiner. Es darf also nicht sein, dass weibliche Führung in diesen Zeiten nicht den nötigen Einfluss haben kann. Will unsere Gesellschaft nachhaltiges Wachstum und sich nicht über Konflikte und Spaltung noch weiter entzweien, dann sollten wir Macht (https://www.rednermacher.de/vortrag-macht-staatsfuehrung-veraenderung-entscheiden/) neu und anders definieren. Wir sollten nicht auf das top qualifizierte und talentierte weibliche Führungspotenzial verzichten. Denn mit Frauen in Führung werden wir krisentauglich und als Gesellschaft resilient.
Dr. jur. Caroline Dostal ist Keynote-Speakerin und Vortragsrednerin zu den Themen Macht, Demokratie, Politik und Freiheit. Im Sinne des Empowerments und der Future Skills spricht sie über Resilienz, Souveränität und Durchsetzungskraft und wie es gelingt, im Arbeits- und privaten Umfeld in herausfordernden Zeiten in die gute Richtung zu schauen.
Dabei greift sie auf einen reichen, praktisch erprobten Wissensschatz aus mehr als 20 Jahren (inter)nationaler Politik- und Verhandlungserfahrung zurück. Sie war als Französische Botschaftsrätin bei der OECD tätig, im Krisenmanagement der Bundesregierung während der Finanzkrise 2008, hat die Bundesregierung im Deutschen Bundestag vertreten und als Führungskraft ihre berufliche Laufbahn bei der NS-Verfolgtenentschädigung begonnen.
Caroline Dostal ist Juristin, Master of European Governance, Mediatorin, Psychotherapeutischer HP, Coach und Weltreisende.
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Dr. Caroline Dostal
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